Gemeinsamen gegen die Kräfte des freien Marktes - für faire Preise in der Landwirtschaft
Schon seit Jahren ist der Erzeugerpreis, den Landwirt:innen für ihre Milch erhalten, viel zu niedrig, um speziell bei den kleinen Betrieben auch nur ansatzweise die Kosten zu decken. Während die Milcherzeuger:innen nicht mehr wissen wie sie ihre Rechnung bezahlen sollen, weil der Milchpreis am Markt über die letzten Jahre nicht gestiegen ist, lehnt obendrein der Milchindustrie-Verband (MIV) eine Erhöhung der Erzeugerpreise über Marktniveau ab und nennt als möglichen Ausweg nur Produktionssteigerungen und Exportförderungen (siehe [1]).
Leider bestätigt sich hier die Kritik DER LINKEN:
1. Der Markt allein kann es nicht regeln. Der Markt kennt keine fairen Erzeugerpreise. Auch helfen fortwährende Produktionssteigerungen nicht weiter, da sie ohnehin „vom Markt“ eingepreist werden.
Es wird dringend ein effektives Lieferkettengesetz benötigt, das überdies faire Erzeugerpreis gewährleistet – ansonsten behält ein Bauer recht mit der Prophezeiung, dass die Gülle bald mehr wert ist als die Milch seiner Tiere..
2. Die Betriebe der Nahrungsmittelverarbeitung gehören nicht in die Hand ausschließlich profitorientierter Unternehmen wie Nestle (Mitglied im MIV), da der eigene, kurzfristige Profit für die Anteilseigner immer die Ausbeutung von Arbeitskräften beinhaltet, in diesem Fall der Landwirt:innen.
3. Der Lebensmitteleinzelhandel, der fortwährend versucht die Preise zu drücken, ist gleichwohl an der Not der Milcherzeuger:innen schuld und bereichert seine Anteilseigner:innen ohne Skrupel auf Kosten der Landwirtschaft. Allein im Zeitraum der Corona-Pandemie hat die Familie Schwarz – Eigentümer von Lidl und Kaufland – ihr Vermögen von geschätzt ca. 19 Milliarden auf 30 Milliarden gesteigert (siehe [2])
Eine Besserung ließe sich zum Beispiel über regionale Molkereien in genossenschaftlicher Hand realisieren, wobei die Genossenschaft idealerweise auch die milchproduzierenden Landwirt:innen und Höfe umfasst, was eine deutlich fairere Lösung für alle Beteiligten wäre und vor allem auch höhere Erzeugerpreise nach sich zöge. Obendrein sind Genossenschaften widerstandsfähiger gegenüber Marktschwankungen, was gepaart mit einer kommunal gestützten Direktvermarktung den internationalen Markt weitestgehend außen vor lassen und die regionale Wirtschaft stärken würde. Außerdem besitzen Genossenschaften mehr Marktmacht in Einkauf und Vertrieb und erlauben dadurch ebenfalls regional übergreifende Konzepte und Strategien.
Durch die momentanen Marktdynamiken gilt leider auch unter vielen Landwirt:innen das kannibalistische Prinzip des gegenseitigen Unterbietungswettkampfs, getrieben durch die fortwährende Angst, dass man von noch billigeren Importen ausgebootet wird. Doch anstatt jeder für sich und damit auch gegeneinander zu arbeiten, müssen auch Landwirt:innen solidarisch gegen die Auswüchse des freien Marktes und für fair entlohnte Arbeit kämpfen!
In diesem Sinne: Landwirte dieser Welt – vereinigt euch!
[2]: https://www.facebook.com/perli.victor/photos/a.1654400244628724/3392789340789797/