PM: Armut der Eltern ist ein hohes Bildungsrisiko für Kinder
Die Auswertungen der Forscher des ifo-Institutes zeigen es deutlich: das Einkommen der Eltern hängt deutlich mit der Wahrscheinlichkeit, ein Gymnasium zu besuchen, zusammen. Das erschreckende dabei, der Beitrag der Kinder, also wieviel sie sich in der Schule anstrengen, dem Unterricht folgen können oder auch wie oft sie in der Schule anwesend waren, werden dabei gar nicht berücksichtigt, denn das scheint für den Bildungserfolg doch relativ wenig entscheidend, liest man den diese Woche veröffentlichten Chancenmonitor des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung. Bereits bevor ein Kind in die Schule kommt, kann anhand des Bildungserfolges der Eltern sowie dem Einkommen bestimmt werden, ob das Kind später eine höhere Schulbildung erreichen wird, oder eben nicht, so die Ergebnisse des gestern veröffentlichten Chancenmonitores des renommierten ifo-Institutes in München. "Das zeigt, dass das Versprechen der sozialen Marktwirtschaft und unseres Bildungssystems, dass jeder sein Glück selbst in der Hand hat, nicht eingehalten wird" verdeutlicht Nicoline Rohweder, Landesvorstandsmitglied von DIE LINKE.Niedersachen und Berufsschullehrerin in Gifhorn. "Die angebliche Durchlässigkeit unseres Bildungssystems funktioniert nicht und ist bei weitem nicht so durchlässig, wie wir es uns wünschen würden. In einem System, indem der einzelne für seinen Bildungserfolg verantwortlich gemacht wird, müssen gleiche Bildungschancen für alle bestehen und dies ist nicht der Fall, so zeigt es der Chancenmonitor deutlich" konstatiert Nicoline Rohweder. Des Weiteren kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass ebenso der Bildungsstand der Eltern sich signifikant auf den Bildungserfolg der Kinder auswirkt (vgl. Wößmann et. al. 2023: 33). "Gesamtgesellschaftlich stellt das für uns ein Problem dar, wenn begabte Kinder aus benachteiligten Haushalten keine Möglichkeiten in unserem Schulsystem haben, ihr Leistungsvermögen voll auszuschöpfen. Wir steuern auf einen immensen Fachkräftemangel zu, der sich schon jetzt in vielen Bereichen zeigt. Wir können es uns nicht leisten, diese Kinder bereits im Grundschulalter abzuhängen, ganz abgesehen von der moralischen Verantwortung, die wir für diese jungen Menschen tragen", so Rohweder, die als Berusschullehrerin tätig ist. Überraschend dabei, der Migrationshintergrund spielt laut Chancenmonitor inzwischen weit weniger eine Rolle und kann nicht so sehr als Bildungshemmnis wie das Einkommen der Eltern herangezogen werden, eine durchaus positive Entwicklung. So liegt die Wahrscheinlichkeit eines Besuchs des Gymnasiums bei zwei Elternteilen mit Abitur ohne Migrationshintergrund bei 80,3% und unter gleichen Bedingungen mit Migrationshintergrund bei 80,6 % (vgl. Wößmann et. al. 2023: 35). "Positiv ist zudem zu bewerten ist auch, dass die Quote des Gymnasialbesuches allgemein gestiegen ist um 5,9 %, so Rohweder. Schwierig dabei, die Ungleichheiten bleiben bestehen und sind seit 2009 unverändert geblieben (vgl.
Wößmann et. al. 2023: 38). Das können wir so nicht hinnehmen, hier muss viel stärker in den Bildungsbereich investiert werden, kostenfreie Lernmittel und Hausaufgabenbetreuung oder Nachhilfe müssten längst zum Alltag gehören. Ein finanzieller und personeller Ausbau der Frühförderung, sodass eine individuelle Unterstützung bereits in unseren Krippen und Kitas möglich ist. Kinder aus einkommensschwachen und/oder bildungsferneren Familien benötigen unsere Unterstützung, um in der Schule mit den gleichen Chancen wie ihre Mitschüler*innen zu starten" fordert Rohweder, die als Berufsschullehrerin in Gifhorn in der Ausbildung von sozialpädagogischen Assistent*innen tätig ist. Der ifo- "ein Herz für Kinder"- Chancenmonitor dokumentiert, wie (un-)gerecht Bildungschancen von Kindern aus verschiedenen Familien in Deutschland verteilt sind. Dazu misst er die Wahrscheinlichkeit, ein Gymnasium zu besuchen, in Abhängigkeit vom familiären Hintergrund (Wößmann et.al. 2023).